Heute besuchte Umweltministerin Claudia Dalbert das Elbe-Saale-Camp,
um gemeinsam mit den Camp-Teilnehmern zu kochen und dabei über
Umweltpolitik, Schutz der Auen, des Wassers und der Flüsse, Artensterben
und Verpackungsmüll zu diskutieren.
Die Ministerin wird von einem kleinen Camp-Chor mit dem Lied "Der Fluss möchte fließen" begrüßt. "Dieses Lied begleitet uns im Camp schon von Anfang an", sagte Jutta Röseler der Ministerin. Einige in der Runde begrüßen die Ministerin mit einer herzlichen Umarmung, man kennt sich schon aus Umwelt-Gremien oder von den Grünen. So ist das Treffen eine zwanglose Sommerrunde, auch wenn in der späteren Diskussion die politischen Forderungen der Flussschützer vehement vorgetragen werden.
Am Beginn erklärt Kerstin Wunderlich die Herkunft der Verpflegung des Camp, die nachhaltigen und nach Möglichkeit auch regionalen Bio-Lebensmittel. Das tägliche Heranholen von Brötchen und Brot hat dann schon mit der Elbe und dem fehlenden Wasser zu tun. Diese stammen von einer Biobäckerin auf der anderen Elbseite, und die Fähre fährt nicht. Also steigt einer der Campteilnehmer in sein Faltboot und überquert den Fluss. Ein Augenmerk der Diskussion lag auf der Bestäubungsleistung von Insekten. So war auch das gemeinsame Kochen überschrieben: Kochen mit von Insekten bestäubten Lebensmitteln und ohne diese. Imkerin Steffi Herkenrath erklärt die Wirkung von Pestiziden und Insektiziden und der industriellen Landwirtschaft auf den Bestand der Insekten und zeigt, wie wenig an Lebensmitteln übrig bleiben würde, wenn es die Insekten nicht mehr gäbe.
Anschließend geht es ans Kochen bzw. ans Schneiden der Zutaten. Dabei bleibt genügend Gelegenheit, über Umwelt- und Klimapolitik zu diskutieren. Den Anfang machen die Mitglieder der BUNDJugend Sachsen-Anhalt. Sie greifen die Themen von "Fridays for future" auf, das Gespräch kommt schnell auf den Energieaufwand für das Autofahren, das Heizen der Wohnungen und den Kohleausstieg, der ihnen viel zu langsam geht. Darin stimmen sie mit der Umweltministerin überein, die ebenfalls fragt "Müssen wir damit wirklich bis 2038 warten? Ich persönlich meine, das geht auch schneller." Auch das sachsen-anhaltische Klima- und Energiekonzept wird erläutert, die Umwandlung von Strom in Wasserstoff und die bald entstehenden Reallabore dafür. "Und woher soll der Strom kommen, was wird aus Landessicht präferiert? Sonne? Wind?", wollen die Jugendlichen wissen. Die Ministerin berichtet von Repowering von Windkraftanlagen, von Problemen mit Flächenausweisungen.
Auch die Herkunft der Lebensmittel bis hin zu veganem Essen bewegt die Jugendlichen. Bei der Umweltministerin stoßen sie prinzipiell auf Zustimmung, allerdings verweist sie darauf, dass zum Artenschutz auch die Nutztiere gehören. So wünscht sie sich von denen, die nicht auf tierische Kost verzichten wollen, dass sie auf regionales Fleisch zurückgreifen. "Wir brauchen zum Beispiel auch die einheimischen Schafe, weil sie auf den Deichen das Gras kurz halten".
Als sich die Elbe-Saale-Camper in die Runde mischen, kommt das Gespräch schnell auf Themen der Flüsse und des Wasserhaushaltes. Die dann zum Teil auch etwas mit der Kohle zu tun haben, etwa wenn aus Mittel des Kohleausstieges der Elster-Saale-Kanal weitergebaut werden soll. "Es ist Unsinn, dafür 100 Millionen aus dem Fenster zu werfen", meint Paul Dörfler. Er spricht auch die nicht mehr grünen Auen an, denen das Wasser fehlt. "Man müsste doch, wenn ich Politiker wäre, den Verwaltungen Vorgaben machen, mit dem Wasser anders umzugehen". In der Antwort der Ministerin spielen dann Zuständigkeitsfragen eine Rolle: das Ministerium darf nicht einfach den unteren Naturschutzbehörden Vorgaben machen.
Eine längere Diskussion dreht sich auch um den Umgang mit dem Gesamtkonzept Elbe, dass die Umweltschützer inzwischen gescheitert sehen, weil es von der Wasserbauverwaltung hintertrieben wird, die die Elbe immer weiter ausbaut und das als Unterhaltung bezeichnet. Jutta Röseler sagt "Ich habe den Eindruck, dass die Ziele darin schwammig formuliert sind auch nicht eingehalten werden", und setzt später hinzu, "Ich bin der Meinung, dass man nicht gleichzeitig Schifffahrt und Naturschutz betreiben kann". Und Paul Dörfler verweist zudem auf immer häufigere Extremereignisse, Hoch- und Niedrigwasser. "Inzwischen reicht das Wasser nciht mal mehr für die Personenschifffahrt, auch die Fähren liegen still". Ministerin Dalbert ist dagegen eher der pragmatischen Ansicht, weiter auf den Zielen des Gesamtkonzeptes Elbe zu bestehen und insbesondere die Einhaltung der Festlegung einzufordern, Baumaßnahmen nur bei einer Verbesserung der Gewässerqualität zu erlauben.
Währen der Diskussionen wird im Küchenzelt eifrig gekocht und kurz bevor die Ministerin nach drei Stunden im Elbe-Saale-Camp zum nächsten Termin aufbrechen muss, ist das Essen fertig. Es gibt Kürbissuppe, Tomatensalat und eine Zucchinipfanne. Ein wenig kann die Ministerin auch beim Essen weiterdiskutieren, dann muss sie los.
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