Sonntag, 26. Juli 2020

Regenbogen der Hoffnung

Das Elbe-Saale-Camp war wegen der coronabedingten Einschränkungen anders als sonst, war kürzer und kleiner, hatte weniger Veranstaltungen. Aber es hat stattgefunden, und das allein schon ist eine wichtige Botschaft. Denn der Wandel, der im Motto des 2020er Elbe-Saale-Camps "Elbe im Wandel" steckte, der findet allerorten statt. Nicht nur in und an der Elbe, auch im Klima oder in der Gesellschaft. Die Teilnehmer des Elbe-Saale-Camp haben sich daran gemacht, Wandelprozesse zu sehen, darüber zu reden. Das Thema ist es wert, auch in einem hoffentlich wieder umfangreicheren Elbe-Saale-Camp 2021 nochmal vertieft zu werden.

Als das Elbe-Saale-Camp zu Ende ging,
kam die Sonne hervor und zauberte
einen Regenbogen an den Himmel
über Elbe und Saalemündung.


Diesmal fand das Elbe-Saale-Camp ohne das Zeltdorf auf der Elbwiese statt, es war in diesem Jahr, wie ein Radiomoderator des MDR mit etwas Augenzwinkern sagte, "eher eine Reisegruppe". So waren die Camp-Organisatoren noch stärker als sonst auf das Wetter angewiesen. Nur am Vormittag des letzten Tages regnete es. Und nochmal nach dem Abschlussfest, als alle zusammenstanden um sich zu verabschieden. Da zauberte die Sonne eine Regenbogen der Hoffnung an den Himmel über der Elbe. Einer Hoffnung, dass wir uns im nächsten Jahr alle gesund beim Elbe-Saale-Camp wiedersehen.

Nach dem Camp ist vor dem Camp! Mit dieser Gewissheit traten alle den Heimweg an. Und schon bald beginnt die Vorbereitung auf das 29. Elbe-Saale-Camp 2021.

Abschlussfest

Mit einem bunten Abschlussfest, mit Kaffee und Kuchen, Baden in der Elbe und vielen schönen Gesprächen  ging das diesjährige Elbe-Saale-Camp zu Ende. Das Camp selbst war kürzer als sonst, war mit dem fehlenden Beisammensein am Lagerfeuer und anderen Vorsichtsmaßnahmen gegen die Pandemie auch anders als sonst. Als aber unter den bunten Zelten Kaffee und selbst gebackener Kuchen bereit standen, als alle fröhlich beisammen waren – wenn auch mit etwas Abstand –, da war das Camp beinahe wie immer.

Alles steht fertig bereit. Die Zelte, anfangs als
Regenschutz aufgebaut, waren auch ein guter
Schutz, als die hervorkommende Sonne die
Schokolade auf dem Kuchen zu schmelzen drohte.

Kabarett an der Elbe mit Lars Johansen

Wenn Lars Johansen zum  Elbe-Saale-Camp kommt – und das macht er gern – dann können seine Zuhörer kräftigen Humor erwarten.


Das große runde Veranstaltungszelt des Elbe-Saale-Camps wurde zur Kabarett-Bühne. Lars Johansen trat vor dem Altar der Elbe-Andacht auf, auf dem das Kreuz aus Elbe-Schwemmholz stand. Die Elbauen-Landschaft und die träge dahin fließende Elbe lieferten den Hintergrund.

Elbe-Andacht mit Ulrike Bischoff

Vor dem Kreuz aus Elbe-Schwemmholz und Blumen aus den Elbwiesen hielt Pfarrerin Ulrike Bischoff aus Dessau die Elbe-Andacht. 

Elbe-Andacht unter dem runden Zeltdach

In Anlehnung an eine Stelle aus dem Matthäus-Evangelium begann Ulrike Bischoff ihre Andacht mit den Worten, "Und ich sage Euch, wo zwei oder drei Camper zusammenkommen, da bin ich mitten unter Euch". Sie sprach über den Blick Gottes auf das Ganze, während der Mensch nur einen kleinen Ausschnitt sieht. "Es gab auch hier in Barby vor über zwanzig Jahren schon Menschen, die etwas weiter geblickt haben, die nicht nur den Fluss sahen, sondern auch was darin versteckt ist".

Elbauen-Spaziergang

Das Abschlussfest begann mit dem Spaziergang durch die Elbauen – und mit Regen. Den konnten die Auen aber gut gebrauchen, deshalb war schon das eine gute Botschaft. Nach einer kurzen Eröffnung des Abschlusstages durch Jutta Röseler und Paul Dörfler ging es zur Saalemündung. 


Paul Dörfler sprach von der Saalemündung als einem magischen Ort. Hier fließen Wasser aus ganz unterschiedlichen Gegenden zusammen, Wasser aus mehreren Gebirgen. Es war nicht ganz einfach alle zusammenzubekommen: bei der Elbe das Riesengebirge, die Böhmischen Berge, das Elbsandsteingebirge und über die Mulde das Erzgebirge, bei der Saale das Fichtelgebirge und der Thüringer Wald. "Schon in früher Vorzeit waren solche Orte auch aus dieser Hinsicht von Bedeutung", sagte Paul Dörfler, "daneben natürlich auch von der Bedeutung der Flüsse für den Handel her. Deshalb siedelten sich hier in der Gegend schon früh Menschen an."

Samstag, 25. Juli 2020

Seltene Pflanzen

Schon mal was vom Haarstrang gehört? Also nicht etwa dem Zopf, sondern dem Echten Haarstrang (Peucedanum officinale). Dieser ist ein einheimisches Doldengewächs, unter strengem Naturschutz stehend. NMur noch wenige Vorkommen gibt es in Deutschland. Eines davon auf den Wiesen im Naturschutzgebiet des Steckby-Lödderitzer Forsts. Ein Relikt, das wiederum anderen Tieren Lebensraum bietet. Zuletzt soll ein gleichfalls seltener Schmetterling gesichtet wurden sein, das Haarstrang-Widderchen, eine dunkler Falter mit leuchtend roten Punkten auf den Flügeln.

Betrachtung des Echten Haarstrangs. Erkennbar
an den großen gelben Dolden und an den
filigranen Blättern (im Foto nicht abgebildet)

Das erste Vorkommen fanden die Expeditionsteilnehmer gleich am Wegesrand, auf einer Wiese am Radweg nach Steckby. Daneben noch einige andere Pflanzen wie wie die Sibirische Schwertlilie (leider schon verblüht).

Die Wiesen im Naturschutzgebiet werden nach wie vor bewirtschaftet, allerdings unter Berücksichtigung des Naturschutzes. "In den Auen gibt es normalerweise Wald", erklärte Paul Dörfler, "die Wiesen werden nur erhalten, wenn sie auch gemäht oder beweidet werden". Das Vorkommen des Haarstrangs wird in dessen Vegetationsperiode allerdings ausgespart, damit dieses Relikt auch weiter wachsen kann.

Bestes Wiesenheu

Die Rückfahrt der Elbauen-Radtour führte an Steutz vorbei. Dort wohnen die Camp-Teilnehmerinnen Lysann und Uwe Papenroth. Nahe des Ortes haben sie die naturnahe Bewirtschaftung einer Streuobstwiese übernommen, genauer: der Wiese selbst, von der sie das Gras und Heu als Tierfutter nutzen. Für die Obstbäume auf der Wiese ist ein Verein aus dem Ort zuständig.

Blick über eine Blumenwiese.
Kein Wunder, dass das Heu duftet
und den Pferden schmeckt.

Den Exkursions-Teilnehmern erklärt Uwe Papenroth, wie er durch streifenweises Mähen dafür sorgt, dass sich nicht nur wertvolle Gräser etablieren, sondern sich auch der Bestand an blütenreichen Pflanzen erhöht. Das kommt auch der Insektenwelt zugute, die in den noch nicht gemähten Bereichen ausreichend Rückzugsorte findet.

Auf der Suche nach der Sand-Silberscharte

Pferde als Naturschützer: Auf dem Steckbyer Mühlberg siedeln die Hochschule Anhalt, der Landkreis Anhalt-Bitterfeld und der Landesforstbetrieb Sachsen-Anhalt eine früher hier heimische, jetzt stark gefährdete Pflanze wieder an: die Sand-Silberscharte. Masterstudentin Theresa Petzold erklärte den Gästen vom Elbe-Saale-Camp das Vorkommen der Pflanze und die Maßnahmen zu deren Unterstützung. Und zu diesen Maßnahmen gehören dann eben auch die Pferde. 


Die Sand-Silberscharte ist eine Korbblütenart. Vom Aussehen her würde man eine Distel vermuten, jedoch hat sie weich behaarte Stengel und Blätter, von Stacheln keine Spur. Mit dieser Außenhülle und mit tief in den Sandboden reichenden Wurzeln sind die Pflanzen an den mageren Trockenrasen angepasst – sie wurden verdrängt, weil hohe Düngergaben konkurrenzstarke Arten förderten.

Auf der Suche nach dem Heldbock

Gernot Geginat ist hauptberuflich Medizinprofessor, in seiner Freizeit ist er zum Experten für Käfer geworden. In den Auenwäldern an der Elbe interessiert ihn das Vorkommen des vom Aussterben bedrohten Heldbocks. Den Camp-Teilnehmern berichtet Gernot Geginat von etwa 30.000 Insektenarten in Deutschland. Er selbst hat sich vor allem auf Käfer spezialisiert. Unter diesen ist der Heldbock einer der größten in Deutschland und in Europa.

Gernot Geginat zeigt an einer alten Eiche
die Fraßspuren des Heldbockkäfers

Am Rande des Steckby-Lödderitzer Forstes halten die Radfahrer Ausschau nach großen alten Eichen. Diese alten Bäume, die schon die Grenze der forstlichen Nutzung überschritten haben, dienen den großen Käfern als Wirtsbaum. Die erste, an der sie anhalten ist noch voll belaubt. Geginat lässt die Radfahrer das Alter des Baumes schätzen. 150, 200, 300 Jahre wird ihm zugerufen. Also das Maßband um den Baum gelegt: etwa 350 Zentimeter. "Etwa 2 Zentimeter nimmt ein Baum im Jahr an Umfang zu", erklärt er, "der Baum ist etwa 170 bis 180 Jahre alt". Käfer oder deren Löcher in der Rinde waren keine zu finden. Aber die Pause kommt gerade recht, etwas über die Heldbockkäfer zu erfahren.

Radtour durch die Elbauen

Die große Drei-Fähren-Tour: eine Strecke von 55 Kilometern lag hinter den Camp-Teilnehmern, als sie erschöpft, aber glücklich aus den Fahrradsätteln stiegen – um viele schöne Erlebnisse und Erfahrungen reicher. Von Barby aus ging es über die Saale-Fähre Groß Rosenburg nach Aken, dort über die Elbe und über Steckby und die Elbefähre Barby zurück.


Unterwegs wurde immer wieder Stop gemacht, sei es für ein Picknick, für Erklärungen zur Natur, zur Tier- und Pflanzenwelt, und natürlich auch zum Baden in der Elbe.

Die kleine Radtour, über die Elbefähre Breitenhagen, ist eine kürzere Variante: sie ist nur lockere 20 Kilometer lang. Beide Strecken sind sehr reizvoll zu befahren, und weitgehend abseits von Straßen bzw. nur auf kleinen, wenig befahrenen Straßen. Natürlich ist diese Tour nur möglich, wenn die Fähren überhaupt fahren. Die Camp-Teilnehmer hatten Glück – ein paar Tage später stellte die Saalefähre in Groß Rosenburg ihren Betrieb wegen des Niedrigwassers der Saale ein.

Freitag, 24. Juli 2020

Bootsfahrt mit Ziegenquarkpicknick

Das Elbe-Saale-Camp begann in diesem Jahr mit einer Kanufahrt auf der Elbe, mit Gesprächen über die Elbe und den Perspektiven, die der Wandel der Nutzung für die Elbe bietet. In Glinde legten wir einen Zwischenstop ein und erhielten bei Fam. Kutschbach ein Ziegenquarkpicknick. Pellkartoffeln mit hervorragend angerichtetem, frisch und wunderbar schmeckenden Kräuterquark aus der Ziegenmilch des Ziegenhofes Glinde. Eine schöne Stärkung nach der ersten Hälfte der Bootsfahrt. Diese brauchten wir dann auch, denn von Glinde bis Schönebeck gab es kräftigen Gegenwind.

Ziegenquarkpicknick auf den Glinder Elbterassen

Das Elbe-Saale-Camp führen wir in diesem Jahr sehr viel kleiner durch – wegen der Corona-Pandemie konnten wir während der Vorbereitung nicht absehen, welche Einschränkungen es geben wird und was  überhaupt erlaubt sein wird. So gibt es diesmal keine große Zeltstadt auf den Elbwiesen, stattdessen nur Tagesveranstaltungen.

Immerhin wird es aber am 26. Juli ein Abschlussfest geben (diesmal an einem Sonntag und schon ab 11 Uhr), das vom Inhalt und Umfang her fast dem bisherigen Abschlussfest entspricht, mit Elbe-Andacht, Wanderung durch die Elbauen, Kabarett, Kaffe und Kuchen und gemeinsamen Gesang. Eine herzliche Einladung zum Abschlussfest – und für schnell entschlossene auch zur Radtour morgen, Abfahrt 9 Uhr.

Abfahrt in Barby (Foto: Thomas Linßner)
Auf der Elbe (Foto: Thomas Linßner)