Sonntag, 24. Juli 2022

Wanderung zu den Fischadlern

Vor der offiziellen Eröffnung des Elbe-Saale-Camps stand eine Wanderung mit Ernst-Paul Dörfler zu den Fischadlern an der Elbe auf dem Programm. 


Wenn Paul Dörfler zu Wanderungen in die Natur einlädt, dann kommen inzwischen viele Leute. Knapp achtzig wurden gezählt. Zu Beginn ging es noch nicht um den Fischadler, sondern um den Nestbau der Vögel. Dafür  reichte ihm als Anschauungsobjekt ein ganz kleines Nest, das eines Buchfinks. Er erläutert die Vorzüge des Nestes - gut isoliert, aus nachwachsenden Rohstoffen - und sagt "Wir müssen wieder lernen, unsere Nester mit natürlichen Materialien zu bauen". Selbst hat er schon vor 40 Jahren sein Haus wärmegedämmt, als noch niemand darüber nachdachte. Damals aus Restmaterial des Waggonbau Dessau, wie er sagte. "Aus unseren Betrieben ist noch viel mehr rauszuholen", zitierte jemand einen alten DDR-Witz. "Vom Osten lernen", antwortete Dörfler, "so heißt auch ein neues Projekt, gemeinsam mit dem MDR. Und das kann man tatsächlich, denn wir im Osten haben schon eine Transformation hinter uns, mit vielen Erfahrungen der Veränderung". 

Weiter geht es über die Artenvielfalt an der Elbe. 1000 Pflanzenarten, 300 Tierarten, so ist die aktuelle Bilanz, leben hier. "Wie geht es den Tieren an der Elbe?", will das mitwandernde Filmteam des MDR  wissen. Möglichst in einem kurzen Satz. Dörfler lacht und sagt, "das muss man von Art zu Art betrachten, den einen geht es besser, den anderen schlechter". Für den Fernsehbeitrag nimmt er den Fischadler als Beispiel. "Der war hier fast ausgestorben, es gab entlang der Elbe nur noch 80 Brutpaare. Inzwischen ist der Bestand verdreifacht ... vervielfacht". 

Unterwegs auf den Elbwiesen macht Dörfler erst mal Station unter einem Baum. Im Schatten holt er sein Handy hervor  und untermalt seinen Vortrag zu Vögeln akustisch mit Vogellauten. Es geht um Vögel, auch um eine ganz spezielle Wirkung auf den Menschen: "Viele haben Angst vor Vogelkot", sagt er, "aber der Mensch braucht auch die Auseinandersetzung mit Keimen und Bakterien".

Bevor es weiter in die Nähe des Fischadler-Reviers geht, erklärt Dörfler das Leben der großen Vögel, das Balzverhalten der "in einer Saison-Ehe lebenden" Vögel. Und auch den Nestbau, der inzwischen häufig auf Masten stattfindet. Dörfler erklärt das damit, dass Nesträuber wie der Waschbär nicht auf die Stahlmasten klettern. Stefan Fitzer, Campteilnehmer und Naturführer an der Müritz, widerspricht und verweist auf die mecklenburgischen Seen, wo Fischadler weiterhin auf Bäumen nisten. Vielleicht mangels Strommasten. Auch die Gefährdung von Greifvögeln ist Thema. Oft werden Windräder genannt, beispielsweise in Zusammenhang mit Sachsen-Anhalts Wappenvogel, dem Rotmilan. Dörfler zitiert eine Studie, nach der die Milane vor allen an Mäusegift aus der Landwirtschaft ("die Milane sterben an dem Gift, wenn sie tote Mäuse fressen - es lässt sie innerlich verbluten" sagt Dörfler), durch den Straßenverkehr, an Glasfassaden oder durch illegale Verfolgung sterben. Erst nach all dem, an siebter Stelle, kommen überhaupt Windkraftanlagen. "Milane sind kein Argument mehr gegen Windkraft", sagte Dörfler.

Auf einmal hat jemand ein paar große Vögel am Himmel entdeckt. Da, dort, zeigen die Hände, die Ferngläser gehen nach oben, und tatsächlich fliegen ein oder zwei hinter der 380-kV-Leitung, kommen sogar näher heran.Ein schöner Anblick, auch wenn sie in großer Entfernung zu sehen sind. Ferngläser mitzunehmen hatte sich gelohnt. 

Am Ende der Wanderung gibt Paul Dörfler noch eine Weisheit mit auf den Rückweg: "Wir bauchen Humor und Zuversicht. Zuversicht ist der Vogel, der am Morgen singt, bevor die Sonne aufgeht".

"Wir müssen wieder lernen, unsere Nester
mit natürlichen Materialien zu bauen
"

"Da fliegt ein Fischadler"
... durchs Fernglas schauen ...
... irgendwo dort hinter der 380-kV-Leitung ...
Fischadler im Blick des Zoom-Objektivs
die charakteristische Flugform des Fischadlers
mit den abgewinkelten Flügeln

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