Jürgen Krebs, Eisenbahnhistoriker, Kämpfer für den Erhalt der Brücke und selbst auch als Verkehrsingenieur bei der Bahn beschäftigt, gab viele Erläuterungen zur Geschichte der 1879 in Betrieb genommenen Brücke – und machte Hoffnung auf deren weiteren Erhalt. Durchaus begründete Hoffnungen, wie er sagte, die sich auf Pläne zur möglichen Wieder-Nutzung der Brücke für Eisenbahnzüge stützen.
Jürgen Krebs (rechts) informiert über die Geschichte der Brücke. |
Und in der Tat gibt es einige positive Signale, die auf den Erhalt der Brücke hindeuten. So ist die Eisenbahnstrecken Güterglück – Barby – Calbe nur stillgelegt, aber noch nicht entwidmet (genauer: die Betriebsgenehmigung besteht noch), so daß eine Wiederinbetriebnahme nach wie vor nur eines Verwaltungsaktes der zuständigen Behörde (des Eisenbahn-Bundesamtes) bedarf. Außerdem hat die Bahn den Abrißantrag für die Brücke wieder zurückgezogen. Hintergrund ist – und da findet sich an einer ungewohnten Stelle eine Übereinstimmung mit den Flußschützern – der Hafenhinterlandverkehr. Also die Verteilung der in den Seehäfen (wie zum Beispiel Hamburg) angelieferten Waren und Güter ins Hinterland. Während Politik und Wirtschaft dafür in der Öffentlichkeit immer noch offensiv die Elbe hervorheben, findet dieser Verkehr in Wirklichkeit längst auf der Schiene (und Straße) statt. Das haben die Wirtschaft und die Bahn als Transportdienstleister schon längst erkannt. Inzwischen gibt es bereits einen Engpaß bei den Elbquerungen – die Eisenbahnbrücke bei Magdeburg müßte eigentlich vierspurig sein. Und hier kommt die Barbyer Brücke ins Spiel: als zusätzliche Elbquerung, auf der Züge von Magdeburg über Schönebeck und Barby nach Güterglück und Roßlau fahren können. Der Verkehrsausschuß des sachsen-anhaltischen Landtages ist bereits informiert und würde das befürworten, sagte Jürgen Krebs dazu. So scheint der Satz von einer Brücke, "die ihren Sinn als Verkshrsweg für Züge längst verloren hat" (wie vor kurzem in einer Illustrierten zu lesen war), schon wieder überholt zu sein.
Die Geschichte der Brücke begann mit ihrem Bau in den Jahren 1873 bis 1879, als die königliche Eisenbahn von Berlin bis zur französischen Festung Metz führen sollte. Die gesamte Strecke wurde nicht gebaut, aber zumindest der Abschnitt von Berlin bis nach Blankenheim bei Sangerhausen. Diese Strecke war anfangs zweigleisig ausgestattet, das zweite Gleis wurde jedoch nach dem Krieg als Reparatonsleistung in die Sowjetunion transportiert.
In den letzten Kriegstagen des zweiten Weltkrieges, am 12. April 1945, wurde die Brücke von deutschen Truppen gesprengt. Die deutsche Niederlage konnte das nicht aufhalten, nach dem Krieg war die gesprengte Brücke eine der vielen zerstörten und dem Verkehr fehlenden Bauwerke. Bereits 1948 wurde statt der zerstörten mittleren Brückenbögen eine Behelfsbrücke aufgebaut, eine eigentlich als Pionierbrücke konstruierte Stahlkonstruktion. Diese hielt bis in die 1970er Jahre, als sie durch den aktuell bestehenden Überbau ersetzt wurde. Übrigens war diese Behelfsbrücke am Dienstag im Kinofilm "Der Kahn der fröhlichen Leute" zu sehen – vielleicht wunderte sich der eine oder andere, daß die Brücke im Film anders aussah als heute.
Ende der 1980er Jahr wurde die Brücke sogar noch für die Elektrifizierung vorbereitet, die dann aber nicht mehr erfolgte. Genutzt wurde die Brücke noch bis 2004, für Güter- und Personenzüge. Und auch ich kann mich daran erinnern, mal in Güterglück vom unteren auf das obere Gleis umgestiegen und von dort über die Barbyer Eisenbahnbrücke nach Schönebeck gefahren zu sein.
Viel mehr zur Geschichte der Barbyer Elbebrücke inkusive vieler Fotos und Zeichnungen können Sie in dem Heft "Die Brücke über den Elbestrom" nachlesen, das Jürgen Krebs in diesem Jahr veröffentlicht hat. Das Heft ist zum Preis von 4 Euro erhältlich. Bestellen können Sie das Heft beim Autor (Kontaktdaten unter www.j-krebs.eu). Infos zur Kanonenbahn und zur Barbyer Elbebrücke finden Sie auch unter www.kanonenbahn.de.
Im Brückenpfeiler eingemeißelt: der Wasserstand des Hochwassers 2013 |
Nachtrag: auf der Titelseite der Volksstimme erschien am Sonnabend ein Artikel von Thomas Linßner über die Brückenwanderung.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen