Auch wenn der Elbauenspaziergang altbewährter Bestandtteil ist, gibt es immer wieder neue Teilnehmer. Auf die Frage "Wer ist denn das erste mal dabei" hoben sich einige Hände.
"Wer ist zum ersten mal dabei" – "Ich" |
Paul Dörfler lud dazu ein, gemeinsam ins Bett zu gehen – „ins Flussbett natürlich“, wie er hinzufügte. Dort, in den grünen Elbauen, informierte er über die schleichenden Veränderungen der Flusslandschaft, über sinkende Wasserstände und die Folgen für den Baumbestand. „Die alten Eichen können sich dem dauerhaft niedrigen Wasserstand nicht mehr anpassen“ sagte Dörfler und fügte sarkastisch hinzu „aber das verläuft für Menschen schwer wahrnehmbar, Bäume sterben eben langsam“.
Im Flussbett stehend gibt es auch einen Blick auf den Untergrund. Dieser ist an der Elbe normalerweise sandig. "Aber Sand ist leicht mobilisierbar", sagt Dörfler und erklär, was das für die Elbe bedeutet: "durch den Ausbau der Elbe, durch Flussbegradigungen und Buhnen wird die Fließgeschwindigkeit der Elbe höher, der Sand wird abgetragen und der Fluss tieft sich allmählich ein". Eine erschreckend logische Erklärung des gegenwärtigen Zustandes.
Wenn Dörfler über seine Elbe spricht, kann er endlos argumentieren. Er spricht über nutzlose Kanalprojekte zwischen Elbe und Saale, über die Wasserqualität, Dünger und Umweltgifte und über das Leben im und auf dem Wasser. Und es geht auch um die Wirtschaft, um den Umsatz an der Elbe, der in der Elbeschifffahrt auf 5 Millionen Euro gesunken ist, während der von einer intakten Natur profitierende Radtourismus entlang des Elberadweges inzwischen jährlich 127 Millionen Euro einbringt. Darin liegt für ihn die Zukunft des Flusses.
Eine Zukunft, für die Dörfler auch in die Vergangenheit schaut. "Man hört von vielen Menschen oft, man wolle die Elbe in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten", sagte er. "Aber auch die Buhnen gehörten im ursprünglichen Zustand nicht an die Elbe, vor 200 Jahren gab es die naoch nicht". So wird es wohl bis zum Wiederherstellen eines guten Zustandes der Elbe noch einiges zu tun geben.
Auch der Zustand des Wassers der Elbe war ein Thema. Ein Kriterium ist die Sichttiefe, die unter anderem durch mitgeführte Schwebstoffe oder Algen beeinflusst wird. Statt normgerecht mit einer tellergroßen weißen Kunststoffscheibe wurden freiwillige gesucht, die mit hochgekrempelten Shorts in die Elbe wateten und den Blick nach unten gerichtet so weit gingen, bis ihre Füße nicht mehr zu sehen waren. Diesmal war schon nach gut sechzig Zentimetern Schluss – ich habe selbst aber auch schon Zeiten erlebt, als ich noch bis zu den Schultern im Wasser der Elbe stehend meine Füße noch sah.
Weiter ging es auf die Elbwiesen, eine lange Schlange bunter Menschen zog sich einen schmalen Trampelpfad entlang. Mandy Sylvester, die bereits in einem der vorangegangenen Camps einen Vortrag über Libellen hielt, informierte über die aktuelle Situation der Libellenpoulation und über den zurückgehenden Bestand an Insekten.
Langesam in die Elbe waten, um die Sichttiefe zu erfassen. |
Mandy Sylvester spricht über Libellen an der Elbe |
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